Uhr
Erfolgreiche Integration des Arbeits- und Gesundheitsschutzes in das Qualitätsmanagement eines Betriebes in Gütersloh

Das Projekt wurde von der Werkstatt für behinderte Menschen im Kreis Gütersloh gGmbH (WfbM) in Kooperation mit der Unfallkasse Nordrhein-Westfalen in den Jahren 2007/08 durchgeführt. Zielsetzung war die Integration des Arbeits- und Gesundheitsschutzes in das vorhandene Qualitätsmanagementsystem (QM-System) des Unternehmens.
Die Werkstatt für behinderte Menschen wird als gemeinnützige Gmbh geführt und durch die Gesellschafter Kreis Gütersloh und den Verein Lebenshilfe getragen. Die WfbM ist eine anerkannte Einrichtung zur Eingliederung behinderter Menschen in das Arbeitsleben (§ 136 SGB IX). Ziel ist es, erwachsenen Menschen mit Behinderungen ein weitgehend selbstständiges und unabhängiges Leben durch die Teilnahme am Arbeitsleben zu ermöglichen. An rund 30 Standorten sind über 400 Mitarbeiter als betreuendes Personal eingesetzt. Sie kümmern sich um mehr als 1.000 Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen.
Auftraggeber der WfbM sind Handwerk, Industrie und Endverbraucher. Da die Qualität der Arbeit der Werkstätten der entscheidende Faktor für die Zufriedenheit der Kunden ist, verfügen die Werkstätten für die Wettbewerbsfähigkeit über ein Qualitätsmanagementsystem nach der DIN EN ISO 9001:2000. Hierdurch werden Organisationsstrukturen, Verantwortlichkeiten und Verfahren festlegt. Es sind Prozesse zur Verwirklichung der Qualitätspolitik und Qualitätsziele eingeführt, um eine umfassende Qualitätsverbesserung zu erzielen.
Unter Berücksichtung der Belange der behinderten Menschen, des Personals und der rechtlichen Anforderungen hatte der Arbeits- und Gesundheitsschutz einen sehr hohen Stellenwert im Unternehmen. Zusätzlich sollte der Bereich Sicherheit und Gesundheit systematisch in die vorhandene Qualitätssicherung eingebunden werden.
Rahmenbedingungen
Der Arbeitgeber hat für eine geeignete Organisation zu sorgen. Die Ausgestaltung der Organisation muss unternehmensindividuell betrachtet werden. Bezüglich des Organisationsgrades haben sich durchgängige, systematische und in der betrieblichen Praxis gelebte Regelungen mit klar definierte Strukturen und eindeutigen Verantwortungsbereichen als besonders wirksam bestätigt.
Somit werden Arbeitsschutzmanagementsysteme als wichtige Grundlage eines modernen Arbeits- und Gesundheitsschutzes angesehen. Allgemeines Grundverständnis ist, dass solche Systeme als Instrument der Prävention nachhaltig wirken und zum wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens beitragen. Dies fördert ihre Akzeptanz und Verbreitung.
Auf Grundlage des QM-Systems der WfbM bot sich die Norm OHSAS 18001 als optimales System für die Integration des Arbeits- und Gesundheitsschutzes an. Die OHSAS 18001 ist so gegliedert, dass sie mit ISO 9001 und ISO 14001 (QM- bzw. Umweltmanagementsystemen) kompatibel ist, um die Integration des Arbeitsschutzes zu ermöglichen.
OHSAS 18001 liefert Anforderungen an ein Arbeits- und Gesundheitsschutzmanagementsystem, die es einem Unternehmen ermöglichen, die betrieblichen Arbeits- und Gesundheitsschutzrisiken zu kontrollieren. Kernelemente nach OHSAS sind Arbeits- und Gesundheitsschutzpolitik, Planung, Implementierung und Durchführung, Kontroll- und Korrekturmaßnahmen, Bewertung durch die oberste Leitung und kontinuierliche Verbesserung.
Projektdurchführung
Auftakt des Projektes bildete eine Informationsveranstaltung, in der den Führungskräften die rechtliche Verantwortung im Arbeitsschutz und die Möglichkeit der systematischen Einbindung des Arbeits- und Gesundheitsschutzes in die Unternehmensorganisation dargestellt wurden.
Damit das Projekt und damit verbunden die Integration des Arbeits- und Gesundheitsschutzes eine möglichst breite Akzeptanz fand und die Belange der Beschäftigten berücksichtigt werden konnten, wurde ein interdisziplinäres Projektteam gegründet. In diesem Projektteam, befanden sich Leiter aus unterschiedlichen Werkstätten, der Technische Leiter, der Qualitätsmanagementbeauftragte, die Sicherheitsingenieurin und Mitarbeiter der Unfallkasse Nordrhein-Westfalen.
Zunächst wurden die Unternehmensstrukturen und Abläufe an den unterschiedlichen Standorten hinsichtlich der systematischen Einbindung des Arbeits- und Gesundheitsschutzes untersucht. Dieses geschah in Form von Begehungen, Gesprächen mit Vorgesetzten, Funktionsträgern und Mitarbeitern sowie der Sichtung vorhandener Unterlagen.
Ein wesentliches Ergebnis der Bestandsaufnahme war, dass die Verpflichtung der Standortleitungen zum Arbeits- und Gesundheitsschutz in schriftlicher Form erfolgte. Weiterhin wurde eine Grundsatzerklärung zum Arbeits- und Gesundheitsschutzes im Unternehmen erstellt.
Die wesentliche Grundlage im Projekt war das QM-Handbuch nach der ISO 9001, dass die betrieblichen Prozesse, Strukturen und Abläufe zwecks Erzielung einer kontinuierlichen Qualität beschreibt. Kernelemente des Handbuches sind die Grundsätze zur Qualitätspolitik, die Verweise auf mitgeltende Unterlagen und Abläufe sowie die Zuständigkeiten im QM-System im Unternehmen.
Auf Basis OHSAS 18001 konnte ermittelt werden, in welchen Bereichen Regelungen und Dokumentationen bereits vorhanden waren, die um Arbeitsschutzinhalte zu ergänzen waren oder in welchen Bereichen neue Regelungen und Dokumente erforderlich wurden:
- Das Handbuch zum QM-System wurde erweitert (z.b. Qualitätspolitik). Die Sicherheitsbeauftragten wurden in das Gesamtsystem einbezogen.
- Verfahren zu den Themen Beschaffung, Internes Audit, Ständige Verbesserung und Verantwortung der Leitung waren vorhanden und wurden um den Bereich Sicherheit und Gesundheit ergänzt.
- Neue Verfahren für den Einsatz von PSA, Umgang mit Gefahrstoffen und Durchführung der Arbeitsmedizinischen Vorsorge u. a. wurden eingeführt.
- Im Bereich Gefährdungsbeurteilung waren Ergänzungen hinsichtlich der Vollständigkeit in einzelnen Teilbereichen notwendig.
- Die Standortleitungen wurden zum Thema Sicherheit und Gesundheit informiert sowie zum Bereich der Verantwortung als Führungskräfte.
- Ein vorhandener QM-Maßnahmenplan wurde bezogen auf Sicherheit und Gesundheit ergänzt, so dass auch notwendige Maßnahmen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes programmartig und kontrolliert abgearbeitet werden können.
- Ein ergänzendes Angebot gesundheitsfördernder Maßnahmen wird weiter ausgebaut.
- Es wurden die im Unternehmen vorhandenen internen Auditoren im Bereich Sicherheit und Gesundheit ausgebildet.
Schließlich war auf Basis des vorhandenen QM-Systems durch die erfolgte Ergänzung eine Integration des Arbeits- und Gesundheitsschutzes im Unternehmen gegeben. Ein integriertes Managementsystem ist somit eingeführt.
Die erfolgreiche Erstzertifizierung durch die externe Zertifizierungseinrichtung, die auch für den QM-Bereich der WfbM eingesetzt wird, erfolgte in 2008. Für Einzelbereiche wurden Verbesserungsmöglichkeiten im Systembereich sowie vereinzelte Anregungen zur Optimierung von Schutzmaßnahmen aufgezeigt. Die Intervalle für Zertifizierungen betragen 3 Jahre.
Ausblick
Betriebsinterne Audits sollen zukünftig Verbesserungspotential aufzeigen. Die Bewertung durch die oberste Leitung in Form der Geschäftsführung ist ein weiteres Element des kontinuierlichen Verbesserungsprozesses. Mittelfristiges Ziel ist die Einbindung des Arbeits- und Gesundheitsschutzes in ein Intranetsystem, um auch den Bereich Information und Kommunikation zu verbessern. Die stetige Qualitätsverbesserung der Arbeitsbedingungen bleibt ein ständiges Anliegen des Unternehmens.
Ansprechpartner
Jörg Schwab (Tel. 0231- 39962-30)
Unfallkasse Nordrhein-Westfalen
Regionaldirektion Westfalen-Lippe