Nachrichten der Unfallkasse NRW

Erste bundesweite Interessenvertretung für pflegende Angehörige gegründet

[24.06.2008]

Die Unfallkasse Nordrhein-Westfalen hat an der Gründung dieser neuen Interessenvertretung mitgewirkt. Über die Ziele und die Entstehung dieser Interesssensvertretung lesen Sie die nachstehende Pressemitteilung:

"Wir pflegen - Interessenvertretung begleitender Angehöriger und Freunde in

Deutschland" fordert mehr Rechte, Mitbestimmung und Anerkennung ihrer erbrachtenLeistungen.

Hamburg, 12. Juni 2008 Sieben von zehn Pflegebedürftigen in Deutschland werden zu Hause von Angehörigen oder Freunden gepflegt - 1,4 Millionen! - und sie begleiten in denHeimen noch einmal 700.000. Die Zahl der pflegebedürftigen wächst dramatisch und die Dunkelziffer liegt weit höher, denn im Unterschied zu anderen europäischen Ländern werden derzeit nur Empfänger von Leistungen der Pflegeversicherung statistisch erfasst. Viele der Pflegenden fühlen sich allein gelassen, schlecht informiert über  Hilfsmöglichkeiten und mit der Pflegesituation überfordert. Das Risiko, selbst zu erkranken, ist deutlich erhöht, eine Vereinbarkeit von Pflege und Erwerbstätigkeit häufig nicht möglich. Und in der öffentlichen Wahrnehmung kommt dieser Personenkreis kaum vor. Das soll sich nun ändern.
Zielsetzung
Die Interessenvertretung "Wir pflegen" will bundesweit das Gemeinsame aller pflegenden Angehörigen und Freunde nach außen vertreten und auf Bundes-, Länder- und Regionalebene die unterschiedlichen Organisationen und Initiativen zusammenführen. Krankheitsbezogene Gruppen und Verbände (z.B. Alzheimer oder Multiple Sklerose) behalten ihre Bedeutung. Bei „Wir pflegen“ sollen all jene mit ihren Bedürfnissen und Vorschlägen selbst zu Wort kommen, die eine ihnen nahe stehende Person unentgeltlich pflegen oder gepflegt haben (im Sinne von für sie sorgen, sie betreuen und pflegen) und zwar unabhängig von Alter, Grund für die Pflegebedürftigkeit und Wohnsituation der zu pflegenden Person (eigene Wohnung, Wohngemeinschaft oder Heim). Zu den erklärten Zielen von „Wir pflegen" gehört unter anderem, bestehenden lokalen und regionalen Initiativen mehr politisches Gewicht zu verleihen, pflegenden und begleitenden Angehörigen zu mehr Wertschätzung und Mitspracherecht zu verhelfen sowie vorhandene Angebote bekannter zu machen. Entstehungshintergründe

„Wir pflegen“ ist eine der praktischen Konsequenzen aus einem internationalen Forschungsprojekt zur Situation pflegender Angehöriger – EUROFAMCARE das von der Europäischen Union gefördert und von der Wir pflegen – Interessenvertretung begleitender Angehöriger und Freunde in Deutschland Sozialgerontologin Dr. Hanneli Döhner, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Medizin-Soziologie koordiniert wurde. Erfahrungen nationaler Interessenvertretungen in anderen Ländern gaben den Anstoß für die deutsche Initiative. Die Reform der Pflegeversicherung war der konkrete Anlass für einen Workshop im Oktober 2007. Planung und Diskussionen zur Gesetzesänderung fanden nämlich weitgehend ohne die Anhörung all jener Angehörigen und Freunde statt, die eine ihnen nahe stehende Person pflegen oder gepflegt haben. Pflegende Angehörige sind für die Politik bislang keine Gesprächspartner.

Gründung des Interessenverbandes

Im März 2008 wurde der Bundesverband als Verein „Wir pflegen“ gegründet und bei der 1. Mitgliederversammlung am 23./24. Mai 2008 wurden die Amtsgeschäfte an den neu gewählten Vorstand übergeben, der mehrheitlich aus pflegenden Angehörigen besteht. Die Veranstaltungen wurden großzügig finanziell unterstützt von der Unfallkasse NRW, der Behörde für Soziales, Familie, Gesundheit und Verbraucherschutz in Hamburg sowie vom BKK-Bundesverband und der DAK. Der Verein lädt alle Interessierten, Selbsthilfegruppen und anderen Initiativen ein, Mitglied bei „Wir pflegen“ zu werden. Gemeinsam wollen wir stärker werden mit dem Ziel, pflegenden und begleitenden Angehörigen und Freunden in Deutschland zu mehr Wertschätzung und Mitspracherecht zu verhelfen.

Weitere Informationen unter: www.wir-pflegen.net

Hier lesen Sie die Pressemeldung auch als PDF-Datei